Samstag, 26. Januar 2008

Brazil...Rio de Janeiro! 27.12.2007 bis 02.01.2008

Rio de Janeiro - die meistbesuchte Stadt Brasiliens (5.9 Mio. Einwohner) - nirgendwo anders auf der Welt hat die Natur Hügel, Regenwald und Strand so harmonisch vereint wie hier.
"In dieser Stadt" - so schreibt Stefan Zweig in seinem Buch "Brasilien" - "hat die Natur in einer einmaligen Laune von Verschwendung von den Elementen der landschaftlichen Schönheit alles in einem engen Raum zusammengerückt, was sonst sparsam auf ganze Länder verteilt wird. Es gibt - wer sie einmal gesehen, wird mir nicht widersprechen - keine schönere Stadt auf Erden."
Es war gar nicht so einfach - um den Jahreswechsel herum - ein noch bezahlbares Hotel zu finden. Aber wir hatten Glück, das Hotel Angrense, Trav. Angrense 35, Copacabana ist ein einfaches und sauberes, kleines Gästehaus an ruhiger Lage, nur 300 Meter von der Praia Copacabana entfernt.
Urs und ich sind parat für den ersten Ausgang. Wir wollen in den Stadtteil Lapa, dort soll es die besten Musiklokale der Stadt haben...

Erste - von vielen - Taxifahrten durch Rio...
Seit einigen Jahren erlebt der henruntergekommene Bohème-Stadtteil Lapa ein fantastisches Comeback. Der Aufschwung begann damit, dass diverse Antiquitätenläden Samba- und Chorinho-Bands zum Tanz aufspielen liessen. Heute ist Lapa das Musikviertel schlechthin.
An der Av. Mem de Sa, 77, Lapa finden wir das Carioca da Gema, ein beliebtes Musikcafé in einem Altbau mit künstlerischem Ambiente und alternativen Touch in dem hervorragende Samba-, Chorinho- und MPB-Livebands aufspielen.

Auf einer winzigen Bühne steht eine einfache Frau in geblümtem Kleid und blickt zu Boden. Hebt nicht den Kopf, als die Gitarre mit ein paar Akkorden das Tempo vorgibt und etwas später die Perkussion-isten einsetzen. Erst als die Cavaquinho, eine Art Ukulele, ein zartes, leichtes Motiv spielt, richtet sie den Blick ins Publikum, ihr Körper strafft sich und mit weit geöffneten Augen beginnt sie "Vai minha tristeza" zu singen, "Verlass mich, meine Traurigkeit", die erste Zeile eines berühmten Liedes. Und durch die Zuschauer, über denen gerade noch eine geheimnisvolle Anspannung lag, ein freudiges Erwarten, geht eine Welle der Gelöstheit, ein Ausatmen, ein kollektives Strahlen und alle fangen an zu singen. Ich betrachte neidisch die Menge bzw. die geballte Ladung brasilianischer Kultur und möchte so gerne mitsingen.


Irgendwann morgens um 3 Uhr nehmen wir uns ein Taxi und fahren zurück ins Hotel. Glücklich einen solchen Abend erlebt zu haben.
28.12.2007: Beim Frühstück am nächsten Morgen wird besprochen, was wir an diesem Tag unternehmen wollen ...
Gleich als erstes besuchen wir das im Jahre 1966 eröffnete Modern Sound an der Rua Barata Ribeiro 502d, Copacabana. Ein absolut stilvolles Geschäft für Musikliebhaber mit dem grössten und best-sortierten Angebot an CDs von ganz Brasilien. Jeden Tag - ausser Sonntag - spielt hier eine Liveband - sehr empfehlenswert.

Corcovado - wer kennt ihn nicht den Berg auf dem die Jesus-Statue steht, der Aussichtspunkt von Rio. Dort möchten wir - wie so viele andere auch - hin. Ganz so einfach ist es nicht... man muss schon 1 - 2 Stunden anstehen, bis die Zahnrad-bahn Estacio Trem Corcovado einen mitnimmt.

Aber - hat man diese Hürde mal geschafft - ist schon die Fahrt mit der Bahn auf den 709 Meter hohen Corcovado (der Bucklige) ein Erlebnis. Es kann durchaus sein, dass eine Sambaband im Zug aufspielt und die Fahrgäste (die Bahn ist bis zum letzten Platz gefüllt!) so in Stimmung bringt, dass man Angst bekommt, dass die Bahn entgleisen könnte (irgendwie ist die Tatsache, dass die Bahn aus Schweizer Produktion kommt, sehr beruhigend).
Oben ange-kommen be-eindruckt die monumentale Grösse der Christusstatue ungemein. 1921 wurde der Grundstein gesetzt, 1926 war Baube-ginn, 1931 die Einweihung.
Ohne Sockel ist die Figur 30 Meter hoch, die ausgebrei-teten Arme erreichen 28 Meter, das Gewicht beträgt 1145 Tonnen.
Der Blick vom Corcovado über Rio de Janeiro ist unvergleichlich schön. Wir hatten Glück; die Sonne schien, kein Wölkchen trübte den Himmel und der Blick war frei auf eine wunderschöne Stadt (Danke, Alex für den Tipp!).
Sicht auf den Zuckerhut Pao de Acucar...





















Blick auf die Praia Ipanema, die Lagoa Rodrigo de Freitas und den Jockey Club Brasileiro:

Auf den Stadtteil Copacabana:


Auf den Stadtteil Centro mit der Brücke Ponte Presidente im Hintergrund nach Niteroi:
... auf den gigantischen Friedhof ...
... auf die Favelas...
... unvergesslich schön!

Später tauchen wieder in das Nachtleben von Lapa ein....
Zuerst gehen wir zu einem Konzert ins Café Cultural Sacrilegio ebenfalls an der Av. Mem de Sa. Ein künstlerisch dekoriertes kleines Lokal in schönem Altbau gleich neben dem Carioca de Gema. Live und publikumsnah wird zum Samba, Chorinho usw. aufgespielt und es wird getanzt ohne Ende.
Ebenfalls an der Av. Mem de Sa befindet sich noch ein Musikhaus -leider weiss ich den Namen nicht mehr - in dem eine Stimmung herrschte, die kaum zu beschreiben ist.
An diesem Abend spielte die Sambagruppe Tambor de Mina und heizte nicht nur den Gästen im Lokal ein, die ganze Strasse tanzte und sang mit!
Viel Vergnügen beim Hineinhören:



29.12.2007: Und schon wieder strahlt am nächsten Morgen die Sonne ungetrübt auf die Praia Copacabana.
Die Menschen strömen - wie jeden Tag, jahrein jahraus - in Scharen herbei ...
... und geniessen die schönen Restaurants, den Strand, die Sonne, das süsse Nichtstun usw.
30.12.2007: Zwischendurch werden wir daran erinnert, dass vor Kurzem Weihnachten war und Silvester vor der Tür steht.
Auch ich - tief braun gebrannt - geniesse den herrlichen Tag am Strand.


Ein Nord-amerikaner beeindruckt am Strand mit fantastischer Indianischer Musik und seinem schönen Indianerlook.













Gegen Abend...

Die Fussballnation Brasilien trainiert für die Zukunft.
Zu Ehren der Meeresgöttin Iemanja kommen vielen Menschen weiss gekleidet an den Strand und spenden ihr unzählige Blumen (sie werfen sie in das Meer), so wird die Meeresgöttin dafür sorgen, dass man ein glückliches neues Jahr erleben darf.
Am späten Nachmittag und Abend finden afro-brasilianische Rituale und Spendenaktionen am Strand statt.

31.12.2007: Am letzten Morgen des Jahres 2007 laufen wir am Strand entlang zur Praia Ipanema gleich neben dem Praia Copacabana und kommen an einem kleinen Fischmarkt vorbei. Dieser Fisch war für mich am frühen Morgen schon fast zuviel des Guten....!

Später am Tag besichtigten wir den absolut riesigen und sehenswerten Friedhof Sao Joao Batista (Johannes der Täufer) im Stadtteil Botafogo sehr beeindruckend!


In diesem Grab liegt Antonio Carlos Jobim begraben, besser bekannt als Tom Jobim von dem ich ein grosser Fan bin. Er ist der brasilianische Komponist (The Girl from Ipanema) überhaupt und war auch ein grosser Sänger und Musiker. Die Friedhofverwaltung hat mich im Labyrinth von Gräbern persönlich zu seinem Grab geführt (es hat wirklich Tausende von Gräbern).

Silvester in Rio ist eines der grössten Spektakel der Welt. In Erwartung des Silvesterabends legen die grossen Luxusdampfer vor dem Strand der Copacabana an.
Die Vorbereitungen zur grössten Party der Welt laufen auf Hochtouren...

Die Plattformen für das riesige Feuerwerk sind aufgebaut...
Die Vorfreude bei den Einheimischen, und ...
...bei uns ist unübersehbar.
Es geht uns so richtig gut!
Das Programm ist bekannt und wir warten nur noch darauf bis es 20:00 Uhr wird.
Und dann geht die Party los und die Menschen - gross und klein - strömen herbei. Zum Jahreswechsel 2007/2008 schätzte man 4 Millionen Menschen in Rio.
Diesem kleinen Jungen war es inmitten von Tausenden von Menschen so wohl, dass er sich im Sand umherwälzte!
Die Silvesterparty ist in vollem Gange und Mitternacht ist nicht mehr weit. Trotz den vielen Menschen; keine Panik, keine Hektik, keine Aggression nur pure Lebenslust und Freude am grossen Fest. Auf einer riesigen Bühne - live vom brasilianischen TV übertragen - spielen erst DJs ihre besten Scheiben, dann spielen Livebands und Tanzgruppen animieren die Massen mitzutanzen und mitzusingen.
Das 23-minütige Feuerwerk bei klassischer Musik war berauschend und bleibt unvergesslich.

Reveillon Copacabana - inmitten von 2 Millionen Menschen, an der grössten Party der Welt, bei 36 Grad haben Urs und ich ins 2008 gestartet. Es wird geküsst, alle wünschen sich ein feliz nuovo ano und der Champagner - oder eher billige Sekt - wird in Strömen verspritzt!

01.01.2008: Wer jetzt denkt, dass wir nach der Silvesternacht den letzten Tag in Rio und den ersten Tag im Jahr 2008 einfach so verschlafen hätten, irrt.
Wir machen uns auf denWeg zum berühmten Zuckerhut dem Pao de Acucar. Auf den 396 Meter hoen Felsen gelangt man in 2 Etappenmit einer Seilbahn (Bonde). Sie wurde von einer Kölner Firma erabut und 1914 fertig gestellt. Inzwischen ist die Gonelbahn jedoch grösser und moderner (Gottseidank es ist nämlich extrem steil!). Passiert sei noch nie etwas hier, nur bei den Aufnahmen zum James Bond-Film Moonraker kam es zu einem fiktiven Unfall.
Hier befinden wir uns in der Mittelstation.
Bei der zweiten Fahrt mit der Gondel können wir - trotz Wolken - einen Blick auf die Jesusstatue erhaschen.

Oben angekommen lichten sich immer mehr die Wolken und geben den Blick frei auf Rio de Janeiro, das auch aus diesem Blickwinklel wunderschön ist. Copacabana...
Stadtteile Botafogo und Centro.



Wieder unten angekommen bringt uns eine Taxi zum Stadtteil Lapa. Zur Revitalisierung dieses Viertels hat auch stark der chilenische Künstler Selaron beigetragen. Am bekanntesten ist "seine" Treppe , die Escadaria do Selaron, deren 215 Stufen er seit 1988 un-ermüdlich mit auserlesenen Kacheln aus 42 Ländern befliest. Wie im Reiseführer beschrieben, sitzt der Künstler tatsächlich auf der Treppe und freut sich, wenn man ihm ein Kompliment zu seiner Treppe macht oder ihm gar eine Kachel aus dem eigenen Land bringt.
Aber auch Selarons Bilder - ausschliesslich schwangere Frauen - prägen das Bild von Lapa (er soll schon etwa 20'000 mit immer demselben Motiv gemalt haben).

Der letzte Nachmittag unserer Reise ist angebrochen. Wir wollen nochmals an die Copacabana, um zu baden, einen letzten feinen Caipirinha zu trinken und letzte Fotos zu schiessen...


Urs übernimmt diese Aufgabe gern...!
Diese Familie war noch etwas müde von der Silvesternacht, nur das Baby war fit.




Noch einmal lockt das kühle Nass, bevor man in den Flieger steigt und heimwärts fliegt
(-5 Grad!).

Andreia eu te amo! (= Andrea ich liebe dich!) Ich dich auch Urs, es war eine wunderschöne Reise!
Brasil eu te amo!